Projekt - Starke Kinder – „Um was geht es da?“, frage ich die Kinder der 4 a und 4b. Einige haben dazu gleich eine Idee: „Vielleicht stärken wir in dem Projekt die Muskeln oder wir lernen uns zu wehren.“ „Warum müssen Kinder sich wehren lernen?“, frage ich nach. Ein Junge meldet sich: „Wenn sie jemand mitnehmen will, vielleicht?“. Es gibt noch weitere Ideen: „Vielleicht geht es auch um andere Stärken wie Mut und Selbstbewusstsein?“ Ich merke gleich, die Kinder der Astrid Lindgren Grundschule kann ich genau hier abholen. So ziemlich alle im Stuhlkreis wissen schon etwas über das Thema Gewalt an Kindern. Woher? Über Fernseh- und Radiosendungen, Zeitungsberichten, Gespräche mit Eltern oder älteren Geschwistern. Es gibt viel zu erzählen…alle hören aufmerksam zu. Und noch etwas sagt mir mein Bauchgefühl in diesem Moment: „Mit diesen tollen Kindern wird das Projekt großen Spaß machen“.
Ich fasse zusammen: „Im Projekt Starke Kinder geht es darum sich gegen ungewollte Annäherungen und Berührungen, wie Streicheln, Küssen und Anfassen, wehren zu lernen. Wir üben dazu, Situationen einzuschätzen und lernen verschiedene Möglichkeiten der Gegenwehr kennen“. Besonders die angekündigten Tricks finden alle gut. ..doch Moment mal, die kommen erst in der letzten Einheit der 3 Treffen dran!
MEIN KÖRPER GEHÖRT MIR!
Wir beginnen mit der Übung Pizza backen, einer Massage auf dem Rücken. Sie hilft uns dabei Berührungen als angenehm oder unangenehm einzuordnen. Wer sich darin sicher ist, lässt sich nicht so leicht zu etwas überreden und kann ungewollte Berührungen deutlich zurückweisen. „Wie ist das im Alltag?“, ist meine Frage. Deutlich wird: An dieser Schule ist gegenseitiger Respekt kein Fremdwort. Doch, nicht überall ist das so. Kinder erzählen von Erfahrungen mit Jugendlichen, die auf dem Heimweg ihnen den Weg versperren oder Kinder einschüchtern. Wir suchen nach Lösungen. Hier ist es besser gleich weg zu gehen und sich Hilfe bei Lehrkräften, Eltern oder anderen Freunden zu holen. Wichtig ist es auch zu wissen, dass es Erwachsene oder ältere Jugendliche gibt, die versuchen Kinder auch an Penis, Scheide, Po und Brust zu berühren. Ein Kind meldet sich eilig: „Meine Mama hat gesagt, dass ich es ihr erzählen muss, auch wenn mir dabei jemand droht“. Das ist richtig, nur so können betroffene Kinder sich schützen.
MEINE GEFÜHLE HELFEN MIR SITUATIONEN RICHTIG EINZUSCHÄTZEN!
„Wie kann ich wissen, welche Menschen es gut mit mir meinen und welche nicht?“, fragt sich eine Schülerin. Durch Übungen lernen wir Annäherungen einzuschätzen. Gefühle wie Angst, Ekel, Scham, Wut und komische Gefühle im Bauch sagen uns, dass wir die Annäherungen nicht möchten. Wir können die Gefühle spüren und ihnen vertrauen, 100 prozentig.
ICH HABE DAS RECHT NEIN ZU SAGEN UND MICH ZU WEHREN!
„Wie könnt ihr eure Stärke durch Worte, Körperhaltung und Stimme ausdrücken?“ Wir sammeln verschiedene Ausdrucksformen. Wir testen ein starkes NEIN in einem Rollenspiel. Die erfundene Tante Gisela muss in ihrem Eifer Kinder zu umarmen gestoppt werden. Gar nicht so leicht, gegenüber Bekannten NEIN zu sagen. Alle schaffen es. Wenn es nicht klappt, holen wir uns wieder Hilfe bei Erwachsenen.
Endlich sind die Selbstverteidigungstricks dran. Was mache ich, wenn jemand mich packt? Doch hier verrate ich nicht zu viel, denn diese Tricks brauchen wir für den Ernstfall…der hoffentlich nicht eintritt. Es gibt auch hier schon ein paar Profis. Vielen Dank für die vielen schönen Gespräche mit Euch!
Bericht der Trainerin Sandra Bauer-Böhm, Projekt Juli 2015